- Wilder
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1. 〈abwertend〉 Angehörige(r) eines traditionellen Volkes auf niedriger Kulturstufe2. 〈schweiz.; umg.〉 parteiloser Abgeordneter● er schrie, gebärdete sich wie ein \Wilderr 〈fig.〉 unbeherrscht, zornig, wütend
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Wịl|der, der Wilde/einWilder; des/eines Wilden, die Wilden/zwei Wilde:1. (veraltend, sonst abwertend) Angehöriger eines Naturvolks.mein Sohn ist ein ziemlich Wilder;☆ junger W. (jmd., der mit Etabliertem, Traditionellem bricht);wie ein W./wie die Wilden (ugs.; wie wild).* * *
Wilder['waɪldə],1) Billy, eigentlich Samuel Wilder, amerikanischer Filmautor und -regisseur österreichischer Herkunft, * Sucha (bei Krakau) 22. 6. 1906, ✝ Beverly Hills (Calif.) 27. 3. 2002; wuchs in Wien auf, begann dort als Journalist, lebte später in Berlin, war Mitautor des Stummfilms »Menschen am Sonntag« (1929) und schrieb Drehbücher für die Ufa (»Der Mann, der seinen Mörder sucht«, »Emil und die Detektive«, 1931; »Ein blonder Traum«, 1932). Er emigrierte 1933 über Frankreich in die USA, arbeitete als Drehbuchautor in Hollywood und drehte ab 1942 zahlreiche Komödien und gesellschaftskritische Filme.Filme: Frau ohne Gewissen (1944); Das verlorene Wochenende (1945); Boulevard der Dämmerung (1950); Reporter des Satans (1951); Stalag 17 (1953); Sabrina (1954); Das verflixte siebte Jahr (1955); Ariane (1957); Zeugin der Anklage (1957); Manche mögen's heiß (1959); Das Appartement (1960); Eins, zwei, drei (1961); Das Mädchen Irma La Douce (1963); Avanti, avanti (1972); Extrablatt (1974); Fedora (1978); Buddy Buddy (1981).H. Karasek: B. W. (Neuausg. 1994).2) Thornton Niven, amerikanischer Schriftsteller, * Madison (Wisconsin) 17. 4. 1897, ✝ Hamden (Connecticut) 7. 12. 1975; aus kalvinistischer Familie stammend, verbrachte er einige Jahre seiner Kindheit in China, wo sein Vater Konsul war; studierte u. a. an der Yale University, in Rom und an der Princeton University Archäologie und Französisch; 1921-28 war er Lehrer, 1930-36 Professor an der University of Chicago, 1950/51 an der Harvard University; seinen Militärdienst im Zweiten Weltkrieg leistete er in Italien. - Bekannt wurde Wilder zunächst mit Romanen, die metaphysische und philosophische Fragen verarbeiteten. Der Roman »The bridge of San Luis Rey« (1927; deutsch »Die Brücke von San Luis Rey«) untersucht das Wirken des Göttlichen im scheinbar Sinnlosen; »The ides of March« (1948; deutsch »Die Iden des März«) zeichnet ein philosophisch vertieftes, modern angelegtes Bild der Herrschaft Julius Caesars. Ab den 30er-Jahren widmete sich Wilder verstärkt dem Drama, dessen formale Innovation (epische Dramenstruktur, Aufhebung der Bühnenillusion) er dem sozialkritischen Realismus jener Epoche entgegensetzte. Die Stücke »Our town« (1938; deutsch »Eine kleine Stadt«) und »The skin of our teeth« (1942; deutsch »Wir sind noch einmal davongekommen«) stellen die Zeitlosigkeit menschlicher Erfahrung, den Wert des Lebens und die Kraft des Überlebenswillens in den Vordergrund und waren in den USA und im Nachkriegsdeutschland gleichermaßen populär. Wilder verfasste auch Adaptionen klassischer (»A life in the sun«, Uraufführung 1955, unter dem Titel »The Alcestiad. Or, a life in the sun«, herausgegeben 1977, nach Euripides; deutsch »Die Alkestiade«, 1960) und moderner Stoffe (»The merchant of Yonkers«, 1939, unter dem Titel »The matchmaker«, 1954, nach J. N. Nestroy; deutsch »Die Heiratsvermittlerin«; Vorlage für das Musical »Hello, Dolly!«, 1963). Der heiter-gelehrsame Schelmenroman »Theophilus North« (1973; deutsch »Theophilus North oder ein Heiliger wider Willen«), dessen Hauptgestalt autobiographische Züge trägt, fasst Wilders Überzeugung vom Wirken göttlicher Gnade im Menschen zusammen; Basis seines Weltverständnisses blieb, bei aller Vielfalt der Formen, ein aus christlicher Heilsgewissheit und europäischer Bildungstradition gespeister optimistischer Humanismus. - 1957 erhielt Wilder den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.Weitere Werke: Romane: The Cabala (1926; deutsch Die Cabala); The woman of Andros (1930; deutsch Die Frau aus Andros); Heaven's my destination (1934; deutsch Dem Himmel bin ich auserkoren); The eighth day (1967; deutsch Der achte Schöpfungstag).Essays: American characteristics, and other essays (herausgegeben 1979).Ausgaben: The letters of Gertrude Stein and T. Wilder, herausgegeben von Edward Burns und U. E. Dydo (1996).Einakter und Dreiminutenspiele, übersetzt von H. E. Herlitschka (16.-17. Tausend 1968); Die Tagebücher 1939-1961, herausgegeben von D. Gallup (1988); Conversations with T. Wilder, herausgegeben von J. R. Bryer (1992).S. Schimpf: T. W.s Theaterstücke u. ihre Inszenierungen auf den dt. Bühnen (1964);H. Papajewski: T. W. (21965);L. Simon: T. W. His world (Garden City, N. Y., 1979);
Universal-Lexikon. 2012.